Disziplin

 

Disziplin?

In den letzten Jahren gewinne ich immer mehr den Eindruck, dass Disziplin nahezu ein verbotenes Wort geworden ist. Es scheint im kompletten Gegensatz zu Achtsamkeit und den damit verbundenen Dingen zu stehen.

Aber stimmt das wirklich?

Ich glaube nicht, dass Disziplin etwas Negatives ist. Ich glaube auch nicht, dass Disziplin im Gegensatz zur Achtsamkeit steht.

Wie komme ich zu meiner Einschätzung?

Schauen wir uns beides doch einmal an.

Disziplin:

Disziplin meint eigentlich nur, Dinge zu machen.

  • Und zwar egal ob es gerade passt.
  • Oder ob man Lust hat.
  • Oder gerade etwas anderes verlockender ist.

 

Achtsamkeit

Achtsamkeit im eigentlichen Sinne meint:

  • dich selbst wahrzunehmen
  • deine Umgebung wahrzunehmen
  • ohne dass daraus eine Bewertung abgeleitet wird
  • ohne, dass daraus eine unmittelbare Handlung erfolgen muss

Achtsamkeit heißt also nur bewusst wahrnehmen.

Irgendwie habe ich ganz oft den Eindruck, dass Achtsamkeit in unserer Gesellschaft aber heißt:
“Ich nehme meine Bedürfnisse und Gefühle wahr und bediene sie auch – möglichst direkt.”

Das alleine erscheint für mich schon fragwürdig. Der damit weiterführend verbundene Punkt macht mir jedoch noch mehr Sorgen.

Aus der Ansicht, meine Gefühle und Bedürfnisse immer – möglichst direkt – zu bedienen entsteht bei vielen zusätzlich der Eindruck:
“Wenn es mir gerade nicht gelungen ist, meine Gefühle und Bedürfnisse gut zu bedienen, dann habe ich nicht gut für mich gesorgt”

Der letzte Punkt führt dann häufig zu einer ganzen Tirade von Selbstvorwürfen. Und – das ist ja kein Geheimnis – mit uns selbst gehen wir so hart ins Gericht und reden auf eine Art und Weise mit uns, wie wir das niemals mit jemand anderen machen würden.

Disziplin und Achtsamkeit als Unterstützung

Wenn du total gerne Sport in dein Leben integrieren möchtest – dann hilft dir die Disziplin.

Stell dir vor, du möchtest gerne 3x die Woche Sport machen (und du hast vorher kein Sport gemacht).

Stell dir weiter vor, du hast dir den Montagabend für Sport ausgesucht.

Der erste Montagabend kommt. Dieser Montag war ein besonders typisches “Montagsexemplar”. Du bist nicht ausgeschlafen, die Bahn ist dir vor der Nase weggefahren, es hat geregnet. Der Chef ist mit der von dir am Freitag gelieferten Leistung nicht zufrieden… kurz um. Es lief mal auf voller Linie doof.

Montag abend. Endlich geschafft. Endlich zu Hause.

Und jetzt, als Krönung des Tages: “Mist – Sport wollte ich heute machen.”

Start der Diskussionsrunde

A: “Ja, Sport. Gut und wichtig. Hast du dir auch vorgenommen.”
B: “Oh nein. Nicht heute. Der Tag war schon schrecklich genug. Ich bin müde. Ich habe keine Lust. Ich möchte mich nur noch auf die Couch hauen und Fernseh gucken.”
A: “Sport tut dir gut. Kannst du den Frust von heute loswerden. Könntest dich danach besser fühlen.”
B: “N- E – I – N… das ist mir zuviel. Ausserdem: Man soll doch Achtsam sein. Wenn ich jetzt einfach ignoriere, dass ich keine Lust habe, dann habe ich gar nicht gut für mich gesorgt. Ich sorge jetzt gut für mich und verschiebe auf nächste Woche Montag. Das der Tag heute so doof war, da kann ich nichts für.”

Wahrscheinlich wirst du dich trotzdem nicht gut fühlen, auch wenn du dir gesagt hast, dass du ja gut für dich gesorgt hast.

Denn:
  • Durch achtsame Beobachtung ist dir klargeworden, dass du Bewegung in deinem Leben brauchst, um damit ein paar Bedürfnisse in deinem Leben zu bedienen.
  • Du hast dadurch eine gute Entscheidung treffen können (nämlich Sport machen zu wollen)
  • Das es heute blöd ist, stimmt zwar. Aber hier handelt es sich um ein kurzfristiges Gefühl – dem musst du nicht unbedingt nachgeben.
Disziplin als Helfer, langfristige Ziele erreichen zu können

“Mit Geduld und Spucke” hat meine Oma immer gesagt. Und sie hat recht. Stetig und beständig. Nicht immer über alles nachdenken. Und nicht jedesmal für alles eine Diskussionsrunde des Inneren Teams einberufen…

Denn wenn wir eine Vereinbarung jedes mal neu diskutieren… warum haben wir dann eine Vereinbarung getroffen?

Und wenn du Unterstützung brauchst, achtsam gute Ziele zu finden, und zwischen – diesem Bedürfniss muss ich sofort nachgeben und diesem nicht… dann lass dir doch gerne von mir helfen – auch online.

Ich freue mich auf dich,

Herzlichst,
Melanie